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Donnerstag, 11. April 2013

"Mein großes Ziel ist es, mit dem Fußball die Welt zu entdecken!"

Florian Matk spielt seit März in Australien, genauer gesagt in der zweitklassigen Northern New South Wales State Football League für den Lake Macquarie City FC. Der 21-jährige Sachse stand sehr gerne für ein ausführliches Interview zur Verfügung, in dem er erzählt warum er den Schritt ins Ausland wagte und was er in der Zukunft gerne mit dem Fußball erreichen möchte.

Florian Matk



DFiA: Erzähle uns bitte deinen fußballerischen Werdegang.
Florian Matk: Ich lernte das Fußball spielen beim BC Hartha sowie beim Döbelner SC. Im Alter von 13 Jahren ging ich nach Leipzig auf die Sportschule und besuchte das Sportinternat. Dabei spielte ich beim FC Sachsen Leipzig bis zur B-Jugend und durchlief die verschiedenen Altersklassen in den jeweils höchsten Jugendligen. Der FC Sachsen ging dann pleite und ich wechselte zum neu gegründeten Verein RB Leipzig. 2010 schloss ich meine Schulzeit am Sportgymnasium mit dem Abitur ab.
Zu dieser Zeit wollte ich aus Leipzig weg, und schloss mich den Chemnitzer FC an, bei dem ich die bessere Perspektive für mich sah. Nach dem erfolgreichen Jahr in Chemnitz zog es mich aber wieder nach Leipzig, da ich meine jetzige Freundin kennenlernte und mit ihr eine Wohnung in Leipzig-Mitte bezog. Wegen guter Leistungen hätte ich mich zu dieser Zeit weiter bei der zweiten Mannschaft des CFC eventuell für die erste Mannschaft empfehlen können, aber da traf auch schon das sehr gute Angebot vom 1.FC Gera bei mir ein. In Gera wollte man so schnell wie möglich in den Profifußball, 14 ausländische Spieler wurden verpflichtet und man hatte ein sehr schönes Stadion. Und man bekam natürlich einen Vertrag, so dass es gerade für mich als jungen Spieler sehr gut aussah. Bis ich dann unterschrieb, wir die ersten Spiele verloren und sich verschiedene Sponsoren zurückzogen. Das Ende vom Lied war, ich fuhr ein halbes Jahr fast täglich von Leipzig nach Gera und bekam die gesamten sechs Monate kein Geld und musste alles aus der eigenen Tasche bezahlen, sogar daraufhin mein Auto verkaufen. Der Verein meldete schließlich Insolvenz an.
Nach dieser sehr schweren Zeit für einen jungen Spieler, es war immerhin schon die zweite Insolvenz nach Sachsen Leipzig, begann ich im Januar 2012 schon über einen Auslandaufenthalt nachzudenken. Bis zum Sommer 2012 konzentrierte ich mich auf mein Jura Studium und hielt mich täglich mit Waldläufen oder Techniktraining im Park fit. Im Sommer dann erhielt ich nach erfolgreichem Probetraining einen Regionalligavertrag beim FC Carl Zeiss Jena, den ich jedoch circa zwei Monate später wieder auflöste, da zu dieser Zeit mir leider keine zweite Wohnung vom Verein zur Verfügung gestellt wurde. Mein Auto musste ich ja leider verkaufen aufgrund der Insolvenz in Gera, somit wurde das Pendeln unmöglich gemacht auf lange Sicht. Da ich meinen Vertrag erst zum 28.8. aufgelöst habe war es schwer einen guten Verein zu finden und meine Hoffnungen ruhten auf dem Wintertransferfenster. In dieser Zeit reifte endgültig der Entschluss ins Ausland zu gehen.

DFiA: Wie kam dein Wechsel nach Australien zu Stande? 
Florian Matk: Ich machte mich kundig, was mit sehr viel Arbeit verbunden war: Erst suchte ich mir eventuelle Länder raus in denen das Transferfenster sowie Land und Leute passen könnten. Unter anderem war da Australien und ein ehemaliger Jenenser Spieler, André Gumprecht. Ich nahm Kontakt zu ihm auf und er sandte positive Signale für einen Wechsel sowie einen konkreten Verein an mich zurück. Zu dieser Zeit war ich aber in Estland zum Probetraining bei einem Erstligisten. Aber da passte es finanziell sowie sportlich nicht. Daher kam mir gerade recht vom Angebot aus dem sonnigen Australien zu hören und schnell dem Minus 15 Grad kalten Estland zu entfliehen. Danach ging es ziemlich flott. Als ich wieder in Deutschland war buchte ich Dienstag den Flug und Freitag ging dann schon der Flug. Vorerst sollte ich 4 Wochen Trial machen, aber nach der ersten Einheit sowie dem ersten Testspiel wurde mir bereits gesagt, dass ich unbedingt hier bleiben soll.

Im Stadion der Newcastle United Jets

DFiA: Du bist erst kurze Zeit „Down Under“. Hast du dich schon eingelebt? 
Florian Matk: Ja klar, alle hier machen es mir aber auch ziemlich einfach. Das Klima ist super, von zehn Zentimeter Schnee und Minus fünf Grad aus Deutschland ins sommerliche Australien mit 27 Grad. Die Menschen machen es mir sehr einfach. Ich wohne hier bei einer sehr liebevollen Familie, die zum Vorstand des Clubs gehört bei dem ich spiele. Ich wurde direkt vom Flughafen abgeholt. Danach hat mich der Trainer durch ganz Newcastle gefahren und mir die besten Ecken gezeigt und am Strand aßen wir dann das typisch australische Barbecue. Ein Auto wird mir ebenfalls gestellt, jedoch musste ich mich erst an den Linksverkehr gewöhnen (lacht). Gewöhnungsbedürftig sind die Bratwürste sowie allgemein die Essgewohnheiten. Das einzige Manko derzeit ist dass meine Freundin erst Ende August nachkommen kann.

DFiA: Wie würdest du das fußballerische Niveau einschätzen? 
Florian Matk: Das ist eine ganz schwere Frage. Auf jeden Fall will ich nichts gut reden oder hochpushen wie andere Spieler die ins Ausland gegangen sind, nie zweite Bundesliga gespielt haben, aber dann sagen, dass der beste turkmenische Klub in der zweiten Liga mithalten kann, nur weil sie da gespielt haben. Ich denke diese zweite australische Liga kann man am ehesten mit einer guten Oberliga vergleichen. Ich habe mich auch mit André Gumprecht darüber unterhalten und er meinte auch, eventuell schlechtes Regionalliga Niveau oder Oberliga. Aber vergleichen kann man es nicht wirklich, da es hier weniger um taktische Dinge, vielmehr um Kampf und Fitness geht. Spielerisch wird viel Wert auf das Passspiel gelegt und wenn jemand dribbelt, der bekommt vor die Hölzer.

DFiA: Wie läuft die Saison in der zweiten australischen Liga? 
Florian Matk: Die Saison begann am 6.4. und endet mit den Play-Offs im September, die unter den besten vier der zehn Teams ausgespielt werden.

DFiA: Wie siehst du deine persönliche fußballerische Zukunft? Dauerhaft in Australien oder möchtest du in absehbarer Zeit wieder in Deutschland spielen? 
Florian Matk: Ob ich wieder in Deutschland spielen möchte ist eine gute Frage, aber nach den ganzen Fehltritten in Deutschland habe ich erst mal genug davon und bin froh hier zu sein. Mein großes Ziel ist es mit dem Fußball die Welt zu entdecken! Ich habe eingesehen dass es in Deutschland nicht reicht um in die zwei beste Profiligen vorzustoßen, jedoch habe ich in meiner Jugend auf der Sportschule jeden Tag damit verbracht einem Ball hinterher zu jagen mit dem Ziel Profi zu werden. Jetzt ist die Frage, warum habe ich, wenn ich hier in Deutschland nur Oberliga oder Regionalliga spiele meine Jugend geopfert, und nicht, wie die anderen 70 Prozent der jetzigen Oberliga/Regionalligaspieler, eine Jugend mit mehr Freizeit und weniger Training gehabt. Also dachte ich mir: „Nein, ich habe meine Jugend dafür geopfert und nun soll es auch Früchte tragen!“
Ich will die Welt damit entdecken bis 30 und dann eventuell Trainerlizenzen machen. Ich hätte nichts dagegen, wenn ich nach meinem Australienaufenthalt ein Angebot aus beispielsweise Malaysia, Südafrika, Malta oder den USA bekäme. Ich habe das Buch von Lutz Pfannenstiel zweimal durchgelesen und bin begeistert. Aber natürlich will ich mich noch weiter entwickeln, bin ja erst 21 und möchte natürlich so hoch wie mögliche spielen. Ich könnte mir durchaus auch einen längeren Aufenthalt in Australien vorstellen, es muss aber wie immer alles passen.

DFiA: Siehst du die Chance gegeben in die A-League vorzustoßen? Gibt es da schon Kontakte? 
Florian Matk: Kontakte gibt es bereits zur A-League, aus diesem Grund bin ich ja eigentlich hier. Mein Verein FC Lake Macquarie ist in Newcastle, genauso wie der A-League Club Newcastle United Jets. Das Gute daran ist, dass mein Trainer sowie André sehr gute Kontakte zu diesem Verein haben. Ob es nun der Vorstand oder der Platzwart ist, man kennt sich. Des Weiteren kommt auch der Verein Central Coast Mariners in Frage, der nur 45 Minuten von der Stadt Newcastle entfernt ist. Hier arbeitet ein Mitspieler aus meiner Mannschaft im Jugendbereich der Mariners und André hat da ja bis 2009 gespielt.
Meine Chancen einzuschätzen ist sicherlich nicht einfach, da ich bisher die Spiele nur im TV verfolgt habe und daher nicht über das Niveau Bescheid weiß. Aber man kann sagen dass hier sehr viele junge Spieler sind und die Liga sicherlich nicht zu den besten der Welt gehört. Man kann es sicherlich mit der 3.Liga in Deutschland vergleichen. Da es aber hier in Australien wirklich extrem wenig Linksbeiner sowie Linksverteidiger gibt, besteht durchaus eine Chance für mich einen A-League Vertrag zu bekommen. Jedoch liegt noch viel Arbeit vor mir und ich muss wirklich jeden Tag individuell an meinen Schwächen arbeiten. Auf jeden Fall, das steht fest, bekomme ich die Chance im australischen Winter, also im Juli, mich bei verschiedenen Trials, organisiert von André oder meinem Trainer, zu zeigen.

Auch in australischen Medien ist er Thema

DFiA: Würdest du anderen deutschen Fußballern den Sprung ins Ausland, insbesondere nach Australien, auch empfehlen?
Florian Matk: Ich würde es nicht unbedingt raten, da es in Deutschland gerade für junge Fußballer hervorragende Trainingsbedingungen, Trainer oder Nachwuchsleistungszentren gibt und wenn man sich in Deutschland durchsetzen kann, würde ich es auch in Deutschland erst mal versuchen. Aber, wenn die Möglichkeit besteht und du fühlst dich so dann Wieso nicht? Ich gehe nun jeden Tag am Strand rennen und trainiere unter Palmen. Was will man mehr? Dies kann ich jedoch natürlich nicht auf andere Länder übertragen. Gerade wenn man etwas Neues entdecken möchte und sein Leben neu ordnen will, keine Scheu vor neuen Dingen hat und spontan ist, sollte man es durchaus probieren. Eventuell nicht mit Australien sondern vielleicht mit einem Land in Europa. Ich jedenfalls fühle mich pudelwohl hier.

DFiA: Vielen Dank für deine Zeit und viel Erfolg beim Erreichen deiner Ziele, sportlich und privat.

1 Kommentar:

  1. Gelungenes Interview, danke dafür. Schön, dass es immer mal wieder Spieler gibt, die eine fußballerische Weltreise einer unspektakulären Regionalliga-/Oberligakarriere vorziehen.

    Solche Geschichten finde ich doch vielmals spannender als irgendwelche Podolski/Khedira/... Interview - leider konzentrieren sich fast alle Medien nur darauf.

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